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Aroma Zapatista und La Gota Negra in Kolumbien 3. Tag

Was für ein Unterschied, nicht vom Trubel und Autolärm geweckt zu werden, sondern vom Vogelgezwitscher! Die Finca „Por Fin“ ist ein echtes Idyll und erstreckt sich mitten in den Bergen des Nordcauca auf drei Hektar in 1800m Höhe. Sie ist Eigentum der CENCOIC und wird vor allem für Probepflanzungen neuer Sorten Kaffee, sowie für Fortbildungen von Produzierendengruppen der Kooperative CENCOIC genutzt.

Heute stand am Vormittag das Treffen mit Schüler*innen und Lehrern der indigenen, landwirtschaftlichen Schule in Tacueyó und am Nachmittag ein Rundgang über die Finca mit der Kaffeeabteilung der CENCOIC auf dem Programm.

Wir begrüßten am morgen die Schüler Freymy Yadir Salazar, die ehemalige Schülerin Claudia Patricia Salazar, die weiter am Kaffeeprojekt der Schule beteiligt ist, den Lehrern Juan Carlos Largo, Luiz Hernando Rodriguez und den Rektor Ruben Dario Correa.

Mittlerweile geht das Schulprojekt Rissen/Tacueyó schon ins vierte Jahr. Dabei produzieren die Schüler*innen im indigenen Selbstverwaltungsgebiet von Tacueyó den Kaffee auf ihren eigenen Kaffeefeldern und verarbeiten ihn weiter, die CENCOIC kauft ihn auf und organisiert den Export, Aroma Zapatista macht den Import, die Schüler*innen-Firma in Hamburg-Rissen, organisiert die Röstung des Kaffees, verpackt und vermarktet ihn. Der Erlös fließt dann wieder zurück nach Kolumbien. Mit diesem wurde mittlerweile ein Trockentunnel für die Verbesserung der Trocknung des Kaffees, ein Gewächshaus zur Erhöhung der Nahrungsmittelsouveränität und ein Röster zur Weiterverarbeitung des Kaffees vor Ort gebaut. Außerdem erhalten die Schüler*innen aus Tacueyó für ihren Kaffee einen hohen Preis, mit dem sie zum Beispiel später ihr Studium finanzieren können.

Durch die Kooperation und weil die Schüler*innen durch den Verkauf des Kaffees über die CENCOIC einen guten Preis erhalten und sich so eigene Wünsche oder auch ein Studium finanzieren können, ist das Kaffeeprojekt bei ihnen sehr beliebt.

Die Lehrer*innen der Schule in Tacueyó setzen sich mit sehr viel Motivation dafür ein, dass es es für die die Jugendlichen des Selbstverwaltungsgebietes eine Alternative gibt. In der Gegend um Tacueyó haben die Drogenwirtschaft und bewaffnete Gruppen viel Einfluss und sie werben auch gezielt Jugendliche für ihre Aktivitäten an. Der Anbau von Koka und und Marihuana ist stark verbreitet und wirtschaftlich sehr attraktiv. Und für Jugendliche gibt es kaum andere Möglichkeiten. Nicht selten verschwinden Jugendliche aus der Schule und sterben bei gewalttätigen Auseinandersetzungen. Mit dem Kaffeeprojekt wird den Jugendlichen ein anderer Weg aufgezeigt.

Motiviert vom Erfolg ihrer Anstrengungen im Kaffeeprojekt, haben die Selbstverwaltung und die Schule in Tacueyó weitere Projekte in Angriff genommen: So gibt es sportliche und touristische Attraktionen wie das jährliche Mountainbike-Rennen und aktuell wird ein botanischer Wanderweg angelegt.

[Mehr zum Schulprojekt Rissen/Tacueyó findet ihr in diesem Artikel]

Am Nachmittag gab uns die Kaffeeabteilung der CENCOIC eine Führung über die Finca. Jhon, einer der Agrartechniker der Kooperative, zeigte uns die einzelnen Testfelder. Er erklärte uns die botanischen Besonderheiten der unterschiedlichen Varietäten, sowie die sensorischen Unterschiede der verschiedenen Sorten.

Außerdem durften wir ein paar Kilo reife Kaffeekirschen ernten und die Selektion vornehmen. Danach erfuhren wir mehr über das Entfernen des Fruchtfleischs und haben die Kaffeebohnen für 40 Stunden der aeroben Fermentation (unter Sauerstoffabschluss in einem Fass) übergeben. In den nächsten Tagen werden wir diesen Prozess bis zum Rösten und Verköstigen fortsetzen und sind schon sehr gespannt auf das Ergebnis!

Morgen geht’s dann in die Bodega (Lagerhalle) der CENCOIC nach Piendamo!

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Aroma Zapatista und La Gota Negra in Kolumbien

2. Tag

Heute Vormittag waren wir in der Abteilung der Economia Propia – eine der 4 Abteilungen der Kooperative CENCOIC. Dort haben wir den Koordinator Manuel Bustos getroffen. Er hat uns viel berichtet über die aktuelle Situation der “eigenen Wirtschaft”. Mit dieser Abteilung verknüpft die Kooperative und die Bewegung politische wie wirtschaftliche Ziele. Dadurch soll die ökonomische Situation und die Autonomie der indigenen Gemeinden und der kleinbäuerlichen Familien gestärkt werden. Die Abteilung kauft unter anderem Produkte der indigenen Kleinbäuer*innen ab, um sie zu guten Bedingungen gemeinsam zu vermarkten – entweder in anderen Selbstverwaltungsgebieten oder auch außerhalb der indigenen Gemeinden. Ebenso haben sie eigene Marken von Grundnahrungsmitteln, die sie in guter Qualität produzieren und zu stabilen, erschwinglichen Preisen in den indigenen Selbstverwaltungsgebieten vertreiben. Dadurch bleiben mehr ökonomische Ressourcen in den Selbstverwaltungsgebieten und die Kleinbäuer*innen haben einerseits einen Markt für ihre Produkte und andererseits eine Lebensmittelsicherheit. Als Kooperative aus den Gemeinden haben sie das Ziel, die Bedürfnisse der indigenen Bewegung zu erfüllen. Insgesamt waren wir sehr begeistert über die Energie und den Mut, mit dem die CENCOIC hier versucht, ökonomische Sicherheit für die Kleinbäuer*innen zu gewinnen.

(Einen super Hintergrundartikel zu den Problemen der indigenen Kleinbäuer*innen und dem Anstrengungen der Gemeinden, diese zu ändern, findet ihr hier)

Auch Juan Carlos Guampe, der Geschäftsführer der CENCOIC, sowie Hernán Castellanos, der Koordinator der Kaffeeabteilung, waren beim Gespräch dabei. Juan Carlos sagte: “Wir freuen uns sehr, dass ihr hier seid, denn der Austausch ist wichtig, und die Kommunikation muss offen sein, damit Prozesse laufen können”.

Mittags hatten wir die Gelegenheit für ein kurzes Treffen mit Hermes Pete, der 2020-22 der oberste Vertreter der Bewegung war und aktuell Abgeordneter in der 2. Parlamentskammer Kolumbiens ist. Er berichtete uns von seiner Initiative, Kaffeekooperativen der verschiedenen ländlichen Bevölkerungsgruppen (Indigene, Afrokolumbianer*innen, Campesinos), zwischen denen es oft Konflikte gab, zusammen zu bringen. Er berichtete außerdem, dass heute Morgen im Selbstverwaltungsgebiet von Toribio ein Guardia Indígena ermordet wurde.

Anschließend sind wir gemeinsam mit dem ganzen Team der „Economia Propia“ zum Essen gegangen. Es war toll, mit ihnen allen gemeinsam an einem Tisch zu sitzen.

Nach dem Mittagessen berichtete uns die Personalabteilung der CENCOIC von ihrer Arbeit, die unter anderem darin besteht, Weiterbildungen anzubieten, sich um Arbeitssicherheit, Konfliktbearbeitung und mentale Gesundheit zu kümmern, sowie eine gute Arbeitsatmosphäre innerhalb der Kooperative zu schaffen. Dabei dachten wir oft, dass das auch wichtige Themen für unsere eigenen Kollektive sind.

Wir haben noch viel mehr gelernt und erfahren aber das sprengt hier den Rahmen. Ein wichtiger Grundsatz der CENCOIC ist es, zu lernen und zu verlernen, sagt Manuel, und ihre Mission ist es gut zu leben und sich gegenseitig zu stärken.

Wir freuen uns sehr, auf dieser Reise Teil davon sein zu können und gemeinsam zu lernen!

Abends sind wir auf die Finca „Por Fin“ gefahren, die der CENCOIC gehört. Mehr dazu erfahrt ihr morgen, denn hier werden wir die nächsten Tage verbringen.

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Aroma Zapatista und La Gota Negra in Kolumbien

Unsere Freund:innen von Aroma Zapatista und La Gota Negra sind derzeit in Kolumbien unterwegs.
In diesem Blog könnt ihr in den kommenden Tagen ihre Reise verfolgen.

1. Tag
Die Reise der beiden Kaffeekollektive Aroma Zapatista und La gota negra hat begonnen!
Heute sind wir in Popayán, der Hauptstadt der Region Cauca im Südwesten Kolumbiens, angekommen.
Rocío und Sandra, die bei der Kooperative CENCOIC arbeiten, haben uns sehr herzlich in Empfang genommen und uns ihre Stadt gezeigt. Wir sind durch die engen Straßen der kolonial-erbauten Innenstadt mit ihren weißen Häuser gelaufen, zur Brücke, über die damals die versklavten Menschen geführt wurden, und auf den Berg Morro de Tulcán, der vor der europäischen Invasion ein wichtiger Ort für indigene Zeremonien war. Auf diesen stellten die spanischen Kolonialherren dann eine Statue von Sebastian de Belalcázar, welche bei Protesten im Jahr 2020 von den indigenen Misak gestürzt wurde. Wir haben gemeinsam die ersten typischen Snacks genascht und leckere Fruchtsäfte genossen und uns dabei ausgetauscht und erfahren das Rocío bei der CENCOIC in der Koordination der einzelnen Kaffeeproduzierenden-Gruppen tätig ist und Sandra für administrative Aufgaben zuständig ist.

In den nächsten Tagen werden wir die Kaffeeabteilung der CENCOIC und deren Kaffeeanbauende besuchen und viel Zeit mit ihnen verbringen. Wir erwarten in den nächsten Tagen außerdem spannende Gespräche mit dem Indigenen Regionalrat des Cauca (CRIC), der Selbstorganisierung der Frauen und der Jugendlichen in der Bewegung. Außerdem treffen wir die Guardia Indigena, um mehr über ihre Arbeit zu erfahren und uns über die aktuelle Situation der selbstverwalteten Gebiete auszutauschen.

Es war ein toller Start mit den beiden! Vielen Dank an die CENCOIC!

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Tag 7: Ambivalenzen

Gestern Abend hatte sich noch unser alter Bekannter und Freund José Mayo gemeldet. Er kam heute Morgen von einem Arztbesuch in Loja zurück und fragte, ob wir gemeinsam frühstücken wollten. Das taten wir nur zu gerne. So trafen wir uns früh morgens in der nagelneuen Markthalle von Palanda. Für mich gab es eine Nudelpfanne mit Fisch und einen frisch gepressten Papaya-Möhrensaft. 

José schlug uns vor, auf unserem heutigen Weg nach Süden zur Partnerkooperative ACRIM an seiner Finca vorbeizufahren, er hat dort neuen Kaffee anpflanzt. Wir stimmten freudig zu, auch wenn dies eine dreieinhalbstündige Fahrt über Feldwege statt 80 Minuten auf der überwiegend asphaltierten Straße bedeutet. 

Angekommen auf seiner Bullerbü-Finca ecuadorianischer Stilistik (es sieht nach kompletter Selbstversorgung aus: Er hat Gemüse, Milchvieh, Schweine, Hühner, Enten, Gänse, Tilapia, Zuckerrohr,  Mais, Kakao, Kaffee, Getreide, Obstbäume und viel Wald sowie einen Trinkwasserfluss, der sein Grundstück durchfließt) wurden wir erstmal mit Zuckerrohrsaft, Käse, Honig, Obst und einer Hühnersuppe bewirtet. 

Danach besuchten wir die Fläche seines neuen Kaffeeanbaus. José verwandelt hier vier Hektar ökologisch fast nutzlosen Weidelandes in ein Kaffeefeld, das binnen zwei bis drei Jahren wie ein Wald aussehen und Lebensraum für allerlei Tiere bieten wird. Schon jetzt konserviert José auf dem Nachbargrundstück eine Fläche für Hörnchen und eine weitere Fläche für kleine Affen. Die bereits gepflanzten 15.000 Kaffeepflanzen sind allesamt sehr hochwertige Varietäten. Der Kaffee wird komplett nach ökologischen Kriterien angebaut. Komplett bis auf eine Tatsache. Um sich mehrjährige Arbeit zu ersparen, wurde das komplette Weidegras mit Glyphosat vernichtet. José sagt, dass er ohne dieses Hilfsmittel das ganze Projekt nicht angegangen wäre. Die nächsten drei Jahre kann der Kaffee somit nicht als ökologischer Kaffee vermarktet werden und kommt für uns daher auch nicht in Frage. 

Nach diesem Besuch ging es 90 Minuten weiter nach Süden zu unserer Partnerkooperative ACRIM, wo uns unsere Freunde schon erwarteten. Nach der Verkostung von mehreren sehr hochwertigen Lots von Walter Castillo und Luz Merino begannen wir unsere Versammlung. 

Dabei zeigten sich zwei wesentliche Herausforderungen. Die Genossenschaft ist stark unter Druck, da der ehemalige Verwalter Hitler Vicente nun für einen großen Zwischenhändler Kaffee von den Produzenten der Genossenschaft versucht aufzukaufen. Er besucht mit seinem durch langjährige Arbeit in der Genossenschaft erworbenem Insider-Knowhow der Reihe nach alle besonders guten Mitglieder der Genossenschaft und bietet ihnen höhere Preise als die Genossenschaft dies kann. Dies ist vor allem möglich, weil er als Firma keinerlei soziale Aufgaben oder Schulungen übernimmt und keinerlei laufende Kosten hat. Er ist nur Zwischenhändler. Jedes Mitglied der Kooperative, das Kaffee an ihn verkauft steht also vor dem Dilemma: Bin ich solidarisch zu meiner eigenen Organisation oder ist mir mein Hemd näher als meine Hose. Das sorgt für sehr viel Unmut und Zwietracht in der Genossenschaft und auch für Wut auf Vicente. 

Die andere Herausforderung hat auch mit uns zu tun. Immer mehr Mitglieder, insbesondere die Jugendlichen und die gut ausgebildeten produzieren immer mehr besonders hochwertige Kaffees. Für diese Kaffees gibt es für die kooperative Struktur so gut wie keinen Markt. Also werden sie an Aufkäufer und Zwischenhändler für Spezialitätenkaffee abgegeben. Diese sind in der Lage und willens, höhere Preise zu bezahlen. Die Kooperative hat einerseits zu wenig Käufer, die sich für diesen Kaffee interessieren und andererseits auch keinerlei Strukturen wie sie diesen Kaffee gerecht bezahlen kann. Das bedeutet: Was für einen Anteil des Mehrwertes bekäme die Kooperative für ihren Aufwand und was für einen Anteil die einzelnen ProduzentInnen? Dies ist definitiv eine Diskussion, die in der Kooperative noch aussteht. Auch für uns als Quijote Kaffee ist das von Bedeutung. Für uns käme der Kauf von Microlots nur in Frage, wenn es einen gerechten Schlüssel gäbe, wie der Mehrwert von besonders hochwertigem Kaffee zwischen Genossenschaft und Produzent verteilt wird. Darüber hinaus müsste die Kooperative lernen, diese einzelnen lots mit jeweiligen Informationen zu den Produzierenden, der Verarbeitung, den Varietäten und den Fincas zu versehen. Am besten wären dazu kurze Videos und gute Fotografien mit einer kurzen Story und eventuelle weitere Besonderheiten des Produktes. 

Sehr gute Neuigkeiten gab es hier auch in Bezug auf die Erfüllung der EUDR-Regularien. Die ACRIM ist anscheinend noch weiter fortgeschritten mit der Vorbereitung darauf als alle anderen Basisorganisationen. 

Insbesondere hervorzuheben sind auch die Aktivitäten der wieder aufgelebten Jugendorganisation und die herausragend aktive Frauenorganisation der Genossenschaft. Unsere Freundin Yolanda ist deren Vorsitzende und ist voller Power und Ideen für eine eventuelle gemeinsame Linie von Frauenkaffees. 

Die meist besonders hochwertigen Kaffees der jugendlichen ProduzentInnen haben noch ein eigenständiges weiteres Vermarktungsproblem. Da die Genossenschaft ausschließlich zertifizierte Biokaffees verarbeitet und vermarktet, fallen die Kaffees ist der Jugendlichen raus. Sie haben meist keine Landtitel und diese wiederum sind Voraussetzung für die Bio-Zertifizierung. Der Kaffee wird komplett ökologisch angebaut, wirklich alles stimmt, er ist trotzdem nicht offiziell Bio und kann es auch nicht sein. Ich würde diesen Kaffee nur zu gerne haben. Nun geht er einfach an lokale Aufkäufer jeglicher Art.

Wie ihr seht, ist unsere Art des Kaffeehandels mit all seinen Utopien und Idealen nicht immer leicht. Er steckt voller Widersprüche. 

Und ihr könnt mir glauben: nach so einem intensiven Tag würde ich sehr gerne eine Flasche Rum trinken. Meine Gedanken und Überlegungen Kreisen noch schneller als sonst schon in meinem Kopf. Diese Reise ist aber so anstrengend und anspruchsvoll, dass ich tatsächlich auf Alkohol verzichte. 

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Tag 6: Katzenbilder und Liquiditätsprobleme

Ausschlafen tut so gut, auch wenn ich schon wieder um 4 Uhr aufgewacht bin, genug Schlaf war es allemal. 

Zum Frühstück aßen wir sehr leckeres französisches Brot, das wir in einer handwerklichen Bäckerei in Vilcabamba gekauft hatten. Dazu reife Avocados.

Danach ging es im Pickup auf der Ladefläche in wilder Fahrt 20 km nach Süden auf die Finca des Top-Produzenten Felipe Luzon. Auf einer seiner Parzellen baut er die hier neu eingeführte Varietät Nestlé an. Sie hat eine doppelt so hohe Produktivität wie die Typica Mejorada, ist pilzwiderständig und kleinwüchsig, was die Ernte erleichtert. Meine bisherigen Erfahrungen nach kommt sie auf bis zu 86 Punkte beim Cupping. Die Erträge auf dieser Parzelle sind sehr hoch, bis zu 40 Zentner pro Hektar sind hier zu erwarten. Als deutlichster Unterschied zu den bisher von uns besuchten Kaffeefeldern auf der westlichen Seite der Anden gibt es hier viel weniger Schattenbäume. Sie sind nicht unbedingt nötig. Normalerweise ist es hier auf dieser Seite viel regnerischer und weniger sonnig. Diesen Sommer aber nicht. Bewässerungssysteme gibt es nicht.

Zu Hause bei Felipe bekamen wir sehr leckere Hühnersuppe, ausschließlich aus Zutaten aus dem Garten gekocht. Für Unterhaltung sorgte Felipes grüner Papagei, den er als Küken im Garten gefunden hatte. Er hat sich mit der Katze des Hauses angefreundet und kann auch ein wenig sprechen. Das sorgt für gute Tierbilder für unseren Reisebericht. Tiere gehen immer. 

Nachmittags nahm ich an einer Online-Konferenz mit den verschiedenen involvierten NGOs und dem Kooperativenverband teil. Dieses Treffen verzögerte sich eine halbe Stunde, weil das Zuckerrohrfeld, das direkt an FAPECAFES angrenzt, komplett in Flammen stand. Wieder hatte ein Bauer kontrolliert sein Feld abfackeln wollen. Der angrenzende Flughafen wurde schnell evakuiert, nach einer halben Stunde kam die Feuerwehr. Die Konferenz konnte beginnen. Das Ziel der Konferenz war, alle zusammen zu bringen und Hilfe für die Brandopfer von Quilanga organisieren. Wir waren uns einig, dass unsere Hilfe den in der Genossenschaft organisierten neun Produzierenden zugutekommen soll.  Das Treffen verlief sehr effizient, motivierend und lösungsorientiert. Ramiro, der Techniker von der PROCAFEQ erstellt einen Plan, der die notwenigen nächsten Schritte und die Kosten dafür auflistet. Wir treffen uns in acht Tagen wieder in dieser Runde. Erste konkrete Zusagen wurden gemacht.

Direkt bei Treffen kam die gute Nachricht rein: der Waldbrand ist unter Kontrolle.

Nachmittags trafen wir uns wieder in der Bodega der Genossenschaft APECAP. Wir besprachen, wie bei jedem Treffen mit den Genossenschaften, was wir an der Zusammenarbeit verbessern können. Ein wesentlicher Wunsch war, dass wir uns gemeinsam Gedanken machen, wie wir die in den Genossenschaften reichlich vorhandenen Microlots, also kleine Mengen Rohkaffees außergewöhnlicher Qualität, vermarkten könnten. Wir versprachen, uns darüber gemeinsam Gedanken zu machen und Modelle zu entwickeln. 

Ein weiteres Thema ist die Liquidität der Genossenschaften. Quijote Kaffee ist die einzige Käuferin, die die Käufe vorfinanziert. Dadurch entstehen Liquiditätsengpässe und es kommt immer wieder dazu, dass die Produzierenden, obwohl sie Kaffee bereithalten, diesen nicht an ihre eigene Genossenschaft verkaufen können. Und ihn daher an Zwischenhändler abgeben müssen. Das ist fatal und schwächt die eigene Organisation. Für uns ist das zwar eine schöne Bestätigung unserer Geschäftspolitik. Verstärkt aber unsere Verpflichtung, dieses Thema innerhalb der Kaffeeindustrie noch mehr auf den Tisch zu bringen. 

Der Tag und die Treffen verliefen in außergewöhnlich entspannter und freundschaftlicher Stimmung. Diese Reise verläuft bis auf den Waldbrand bisher sehr entspannt. Selten waren unsere Treffen so konstruktiv.

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Tag 5: Koordination

Die Mückenschwärme, denen wir die ganze Nacht hier inmitten der Zuckerrohr-Felder ausgesetzt waren, ließen an Schlaf nicht denken. Ein weiterer Grund früh aufzustehen und schon um 3:30 Uhr mit der Arbeit zu beginnen. Ab 6 Uhr sahen wir nun auch Flugzeuge aus Peru und Kolumbien, die gegen den Waldbrand eingesetzt wurden.

Um 8 Uhr trafen wir uns bei FAPECAFES mit dem neuen Präsidenten der Kooperative Victor, außerdem waren bei unserem Treffen der Verwalter der Genossenschaft, Luis Eduardo, der Verkoster José und die Beauftragte für die Einhaltung der neuen EUDR-Richtlinien Jesenia dabei. 

Der neue Präsident Victor hatte sich gleich nach Amtsantritt in Frühjahr in die Arbeit gestürzt und seinen Schwerpunkt auf die Beziehungen zu und die Koordination der Aktivitäten mit verschiedenen NGOs gesetzt. 

Für uns insbesondere von Bedeutung ist dabei die Umsetzung der notwendigen Schritte für die Einhaltung der EUDR-Richtlinien. Dabei hilft im Auftrag der Vereinten Nationen hier die NGO „Pago por Resultados“. In fast allen Basisgenossenschaften von FAPECAFES gibt es jetzt ein gemeinsames System was dabei hilft, jedes einzelne Lot von der Ernte bis zum Export nachzuvollziehen. Das ist sehr ermutigend für uns, sieht es doch so aus, als ob wir auch in Zukunft den Kaffee von hier importieren können. 

Die italienische NGO Rikolta hilft dabei, den Kontakt zum Landwirtschaftsministerium zu intensivieren und den Landwirtschaftsminister unter Druck zu setzen, hier seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Insbesondere im Anbetracht der Katastrophe in Quilanga ist dies nun eine Probe aufs Exempel. Der Landwirtschaftsminister hat hier in der Bevölkerung einen Ruf als Lakai der Bananenindustrie. 

Eine weitere italienische NGO unterstützt FAPECAFES beim Aufbau von verschiedenen kleinen Fabriken zur Produktion von Biodünger. 

Die NGO Heifer unterstützt den Verband bei der Aufzucht von Jungpflanzen und mit Saatgut.

Die spanische NGO ACODEA baut eine Schule zur Fortbildung von fünf ausgewählten Jugendlichen jeder einzelnen Basisgenossenschaft im Agrarmanagement auf. 

Der Präsident koordiniert die Aktivitäten aller dieser NGOs hier vor Ort, und es gibt ein monatliches Treffen mit den Delegierten der jeweiligen Basisgenossenschaften. 

Für morgen wurden wir zu einem Krisentreffen eingeladen an dem all diese NGOs und das Landwirtschaftsministerium teilnehmen werden. Ziel ist es, schnelle Hilfe für die Betroffenen des Waldbrands zu organisieren und zu koordinieren. 

Bei einem Rundgang durch die Anlagen des Genossenschaftsverbandes konnten wir uns über den sehr guten Zustand und die Fortschritte informieren. Alle unsere Kaffees sind bereits eingebracht und können demnächst als Muster zu Quijote geschickt werden damit wir sie verkosten können. Alle Lots sind wunderbar nachvollziehbar mit Codes versehen.

Mittags verabschiedeten wir uns und fuhren nach Süden über einen Andenpass nach Palanda. Dort wurden wir bereits von Paul, dem neuen Manager der Kooperative APECAP und dem Präsidenten Harvey (ja, wirklich) erwartet. Außerdem trafen wir viele alte Bekannte wie Edwin und Bartolo wieder und tauschten uns mit ihnen über die aktuelle Situation und die Ereignisse des letzten Jahres aus. 

Der Tag endete mit einem Abendessen in einem lauschigen Fischrestaurant außerhalb des Dorfes am Ufer des Flusses. Hier aß ich tatsächlich das erste Mal in meinem Leben einen leckeren Tilapia. Sehr müde ging es um 21.30 Uhr ins Bett. 

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Tag 4, Solidarität

Dieser Tag stand voll im Zeichen der immer noch andauernden Katastrophe. Schon 3 Uhr morgens stürzten sich Max, Michael und ich in die Arbeit, um mit der Kampagne für die Sammlung von Spenden zu beginnen. 

Die Solidarität und der Zusammenhalt der hiesigen Bevölkerung sind sehr beeindruckend. Dies gibt den Betroffenen die Kraft an die Zukunft zu denken, weiterzumachen und schon jetzt Pläne für den Wiederaufbau zu machen.  

Ebenfalls um 3 Uhr in der Früh machten sich unzählige Freiwillige mit Hacken, Sägen und Schaufeln auf dem Weg, um sich dem Feuer entgegenzustellen. Auch dieser Kampf ist nicht von Verzweiflung geprägt, sondern von der Hoffnung. 

Max, Michael und ich fuhren gemeinsam mit Ramiro, dem Techniker der Genossenschaft,  herum um uns ein Bild von dem Ausmaß der Katastrophe zu machen. Von Berggipfeln aus kann man sehr gut beobachten, wie sich das Feuer wieder gedreht hat und nun aufs Neue auf die besten und wichtigsten Kaffee Felder der Genossenschaft zurollt. 

Um das große Momentum der Solidarität und der Hilfsbereitschaft zu nutzen, starteten wir unsere Spendenkampagne sehr schnell. Schon in den ersten Stunden kamen mehrere tausend Euro zusammen. 

Diese konkrete und schnelle Solidarität wiederum beeindruckte die Menschen hier sehr. Auch für uns ist es ein sehr gutes Gefühl nicht nur hilflos danebenzustehen, sondern selber mit anpacken zu können und unsere eigenen Netzwerke zu aktivieren. 

Am heutigen Tag kamen nun doch endlich auch Hubschrauber und Flugzeuge aus Peru an, um die Löscharbeiten zu unterstützen. Des Weiteren wurde auch Hilfe durch Flugzeuge aus Kolumbien angekündigt. Leider werden all diese aber nicht auf unserer Seite des Gebirges zum Einsatz kommen, sondern auf der anderen Seite wo mittlerweile auch der reiche Ort Vilcabamba von den Flammen bedroht ist.

Und genau in diese Richtung machten wir uns heute Nachmittag auf den Weg. Unterwegs konnte ich es mir nicht verkneifen, in einen am Weg liegendes Restaurant namens Don Quijote einzukehren. Es gab eine Bananenbohnensuppe und Hühnchen in Biersauce. 

Am späten Nachmittag bezogen wir dann ein kleines Feldhaus direkt gegenüber dem Kooperativenverband FAPECAFES den wir morgen besuchen werden.

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Tag 3 in Ecuador. Feuer Feuer 🔥

Hinweis: Über diesen Link: https://www.betterplace.me/kaffeesolidaritaet
könnt ihr für die Betroffenen der verheerenden Waldbrände spenden. Danke!

Durch das frühe Schlafengehen wache ich auch immer sehr früh auf. Da es erst um 6 Uhr dämmert habe ich zwei Stunden Zeit, Berichte wie diesen zu schreiben. In der Dämmerung ging ich dann in den sehr frischen Swimmingpool und danach auf einen Spaziergang in das Dorf. Die von einer Omi und einem Opi betriebenen Eismanufaktur hat schon auf und ich konnte mir ein Eis gönnen. Erdbeer-Frischkäse. Und danach eine frittierte Empanada vor dem Markt.

Während der ganzen Nacht habe ich immer wieder einen Blick auf die lodernden Flammen des Waldbrandes geworfen. Er ist noch nähergekommen und nur noch ca. 3 km entfernt. Hier auf der westlichen Seite der Anden herrscht seit 3 Monaten große Trockenheit. Weder Mensch noch Natur können dem Feuer etwas entgegensetzen. Alles ist grau, staubig und ausgedörrt.

So mussten wir heute Morgen erfahren, dass mittlerweile 9 Fincas von Produzierenden der Genossenschaft verbrannt sind. Das ist eine Katastrophe. Schon am Frühstückstisch beschlossen daher Max, Michael und ich, dass wir gemeinsam eine Kampagne zu Unterstützung der hiesigen Produzierenden starten werden. Alle mit denen wir bisher gesprochen haben, haben die Absicht ihre Fincas wieder aufzubauen.  Das bedeutet Bäume anzupflanzen und dann Kaffee anzupflanzen. Und ihre Schuppen und Hütten und Häuser wieder aufzubauen. Und ihre Bewässerungsanlagen neu zu installieren. Diese sind hier notwendig. 

Um 8:30 Uhr trafen wir uns mit Ramiro, dem Manager für Alles und Victor, dem Verwalter der Kooperative. Auch von Victor sind 9.000 seiner 12.000 Kaffeepflanzen sowie seine komplette Infrastruktur verbrannt. 

Wir fuhren gemeinsam zu der Basisgruppe Calva, nahe der Stadt Cariamanga. Das ist ca. eine Stunde weiter westlich. Schon letztes Jahr hatten wir uns hier auf der Finca des Produzenten Polivio mit 20 weiteren Produzierenden getroffen. Diese waren auch dieses Mal größtenteils versammelt. Wir unterhielten uns über die Entwicklung im vergangenen Jahr und besprachen, wie wir unsere Zusammenarbeit verbessern können. Auch in dieser Kooperatove ist die uns zugesagte Erntemenge schon komplett eingebracht.

Aufgrund der hier herrschenden großen Hitze mit dauernden Temperaturen über 30 Grad erfreuten wir uns sehr an dem Spaziergang über die frische Finca. Im Gegensatz zu den Genossenschaften, die ihre Felder östlich der Anden haben ist es hier unbedingt notwendig, den Kaffee im Schatten von Bäumen anzupflanzen. Es ist viel heißer und viel trockener.

Nach unseren Diskussionen wurden wir fürstlich bewirtet. Zu Trinken gab es Guarapo, vergorenen Zuckerrohrsaft. Als Vorspeise die regionale Suppe Repe Lojano. Sie besteht aus grünen Bananen, Zwiebeln, Knoblauch, Milch, Käse und Koriander. Danach gegrilltes Hühnchen von der eigenen Finca mit Reis, Mais, Tomaten, Yucca und gebackener Banane.

Danach machten wir uns gemeinsam auf den Weg ins 80 Fahrminuten weiter südlich gelegene Dorf Amaluza zur dortigen Basisgruppe der Genossenschaft. Hier zeigte uns Francisco seine beeindruckende Finca auf 1920 m Höhe. Er baut hier in erster Linie die sehr hochwertige Varietät Typica Mejorada an. Auch hier mit sehr vielen Schattenbäumen trotz der sehr hohen Lage. Die Sonne wäre sonst zu stark.

Nun ging es mit Viktor zurück zu seiner verbrannten Finca nahe dem Dorf San Antonio de las Aradas. Eine Feuerwalze hat hier vor drei Tagen sein gesamtes Hab und Gut zerstört. Hier standen wir nun inmitten der Katastrophe. Alle Kaffeepflanzen verbrannt der Wald verkohlt, die Finca eingestürzt, Trocknungszelte vernichtet, die Maschinen geschmolzen, die verbliebene hier gelagerte Kaffeeernte Staub.  

Viktor ist allerdings fest entschlossen, alles wieder aufzubauen. Er hat sehr viele gute Freunde und eine starke Genossenschaft. Und er hat uns. Dies ist eine der Situationen, in denen Solidarität für jeden fühlenden Menschen eine Selbstverständlichkeit ist. Über 100 Menschen haben Viktor schon versprochen, in freiwilligen gemeinsamen Arbeitseinsätzen mit anzupacken und alles wieder herzurichten. 

Max, Michael und ich haben versprochen, unser Bestes zu geben um Viktor und die anderen acht bisher betroffenen Produzierenden der Genossenschaft aus Deutschland heraus nach besten Kräften finanziell zu unterstützen. Dazu haben wir eine Kampagne gestartet. https://www.betterplace.me/kaffeesolidaritaet

Zurück in Quilanga setzen wir uns noch mit Victor, Louis und Ramiro zusammen und besprachen das weitere Vorgehen und den morgigen Tag. 

Den Tag beendeten wir mit einem weiteren leckeren Mango Eis in der hiesigen Eismanufaktur. Und ich mit einem weiteren ausgiebigen Bad im Pool.

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Ecuador Tag 2: Natur und Vernichtung

Wir begannen unseren Tag mit einem Obstfrühstück auf dem Kirchplatz. Gestern hatten wir Bananen und Papayas geschenkt bekommen. Diese Art des Frühstücks machte die morgendliche Idylle in unserem Dörfchen perfekt.

Im Gebäude der Genossenschaft PROCAP lassen wir uns von Louis ihr neues Computersystem zeigen. Für uns ist die Implementierung dieses Systems auch notwendig, um die EUDR Richtlinien einhalten zu können. Mit Hilfe dieses Systems ist jeder Sack Kaffee, der eingebracht wird für uns nachvollziehbar auf seiner gesamten Strecke. Hinterlegt sind unter anderem die Daten zu den Produzierenden, den Zertifizierungen und der Flächen auf der der Kaffee angebaut wurde. Jeder Kaffee der eingebracht wird, wird mit einem Code versehen. Dieser Code wird dann gemeinsam mit Basisinformationen auf den Säcken angenäht. Wir gingen mit einem beruhigten Gefühl heraus und sind uns sicher, dass wir es gemeinsam mit den Genossenschaften hier schaffen, den Richtlinien gerecht zu werden und auch in Zukunft Kaffee von hier importieren können.

Unser heutiger Ausflug zu einer Kaffeefinca führte uns zu einer Nachbargemeinde des gestern besuchten Cochas. Ulivio ist ein neuer Produzent, der erst dieses Jahr eine Genossenschaft eingetreten ist. Ulivio hat Land gekauft, das von den Vorbesitzern zu einer Wüste heruntergewirtschaftet wurde und darauf Kaffee gepflanzt. Es war so kaputt, dass fast kein natürlicher Bewuchs mehr vorhanden war. Zuerst hat der Bäume gepflanzt und zwei Jahre später Kaffee. Der Kaffee trägt nun erste Früchte. Ulivio arbeitet so überzeugend organisch, dass die Bio-Zertifizierer überlegen, seine Umstellungszeit auf Bio-Anbau von drei auf zwei Jahre zu verkürzen.

Noch wichtiger als Kaffee sind für Uivio allerdings die Wildbienen. Er ist Initiator eines Wildbienenprojektes, an dem mittlerweile hier in den Landkreisen 330 Familien teilnehmen. Ulivio hat ein Wildbienenmuseum bei sich eingerichtet. Seine Kaffeefinca beherbergt 18 verschiedene Arten von Wildbienen. Allesamt ohne Stachel und allesamt Honig produzierend. Wir bekamen die Gelegenheit,  Honig von 9 verschiedenen Arten von Wildbienen zu probieren. Die wenigsten davon erinnerten auch nur an den Geschmack von Honig von denn bei uns in Europa üblichen Honigbienen. Eine sensorische Offenbarung für uns drei erfahrene Kaffeeverkoster.

Der Zusammenhang von intakter Natur dem Verzicht auf den Einsatz von Agrargiften und dem Lebensraum von Insekten ist hier eindrucksvoll zu erkennen.

Nach diesem Besuch verabschiedeten wir uns von den Kolleginnen von der PROCAP und machten uns auf den Weg nach Osten, zur Kooperative PROCAFEQ. Ungefähr fünf Stunden fuhren wir über verschiedene Andenpässe und durch tiefe Täler. Unter anderem viele Kilometer durch intakte Wälder, die momentan aufgrund der Trockenzeit kein Laub tragen. Später dann ungefähr 20 km entlang eines völlig zerstörten Flusslaufes. Die Gier nach Gold richtet hier Verheerungen an, wie ich sie nie zuvor gesehen habe. Die Flusstäler werden auf einer Breite von bis zu 100 m komplett umgegraben. Zum Auswaschen des Goldes wird häufig Quecksilber genutzt. Sämtliches Leben in den Flüssen zerstört.

In Quilanga angekommen begaben wir uns sofort in das Hotel, indem wir auch letztes Mal beherbergt wurden. Darauf hatten sich Max und ich schon vor der Reise gefreut.

Sehr bedrückend und besorgniserregend ist, dass hier seit acht Tagen ein riesiger Waldbrand wütet, der bisher schon 9000 Hektar Wald und 200 Hektar Kaffee Fincas vernichtet hat. Darunter auch die des Verwalters der Kooperative, Victor.

Das Gelände, in dem der Waldbrand wütet, ist so unzugänglich, dass es unmöglich ist, mit Fahrzeugen auch nur in seine Nähe zu kommen. Löschflugzeuge oder Helikopter gibt es nicht. Tausende verzweifelte Menschen versuchen mit bloßen Händen Schneisen in den Wald zu schlagen und Gegenfeuer zu legen. Trotzdem breitet sich der Brand immer weiter aus und ist von hier aus keine 5 km entfernt zu sehen. Hunderte Kaffeefincas sind von dem Feuer bedroht.

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Erster Tag in Ecuador, Kooperative PROCAP

Für den ersten Tag in Ecuador hatten wir den Besuch bei der Kooperative PROCAP geplant. Diese liegt ganz im Süden Ecuadors im westlichen Andenvorland.

Aufgrund der Zeitverzögerung waren wir schon sehr früh wach und fuhren um 6 Uhr morgens los. Unterwegs machten wir an einem Straßenstand einen Stopp und aßen eine Encebollada. Nach ungefähr drei Stunden Fahrt parallel zur Küste ging es dann hinein in die Anden.

Wir kamen zwei Stunden früher als geplant bei der PROCAP an. Luis, der junge Verwalter der Kooperative erwartete uns aber schon. Die Ernte in dieser Region Ecuadors ist schon komplett abgeschlossen und die letzten geernteten und getrockneten Kaffees der einzelnen Mitglieder wurden in den letzten Tagen in die Bodega der Kooperative gebracht. Das Entpulpen und die Trocknung der Kaffees geschehen hier dezentral bei den einzelnen Mitgliedern. Dementsprechend besteht das Lagerhaus der Kooperative nur aus einem sehr großen Raum und Büros. Ungefähr 250 Säcke standen hier noch ordentlich beschriftet mit den jeweiligen Daten zu Sorte,  Erntezeitpunkt, Name des Produzierenden und der Finca usw. 900 Säcke wurde bereits in den letzten Monaten zum Kooperativenverband FAPECAFES weitertransportiert.  Die erwartete Erntemenge von 900 Sack wurde also um ca. 250 Säcke übertroffen.

Die genaue Erfassung und Protokollierung der Daten ist aufgrund der neuen europäischen Entwaldungsrichtlinie unbedingt notwendig. Kaffee kann, genauso wie viele andere Agrarprodukte, ab dem kommenden Jahr nur noch in EU eingeführt werden, wenn detailliert erfasst wurde, dass auf den Flächen auf denen sie angebaut wurden in den letzten fünf Jahren keine Entwaldung stattgefunden hat. Dieses Gesetz hat sicher eine gute Intention, es ist aber ein Bürokratiemonster. Die notwendigen Schritte zu besprechen, um diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern, ist ein wesentlicher Grund und die wichtigste Aufgabe auf unserer Reise. Bei dieser Kooperative sieht es auf jeden Fall so aus, als ob sie auf einen guten Weg dazu ist.

Im Nachbardorf Mercadillo nahmen wie ein Mittagessen zu uns. Die lokalen Spezialitäten hier sind geräucherte Wurst und geräucherter Speck. Diese kommen dann noch einmal auf den Grill und werden gemeinsam mit Reis und Hülsenfrüchten serviert.

Nach dem Essen fuhren wir gemeinsam los zu einem Produzenten der Basisgruppe des Dorfes Cochas de Ciano. Manuel Grande hat hier vor 6 Jahren drei Hektar ehemaliges Weideland zu einer Kaffeefarm verwandelt. Es ist beeindruckend, die Fläche,  auf der nun Kaffee angebaut wird im direkten Kontrast zu den benachbarten Weideflächen zu sehen. Die Kaffeepflanzen stehen im Schatten von über 20 verschiedenen Nutzbäumen. Vom Kaffee aus gesehen sieht die Weidefläche aus wie das was sie ist: nahezu totes Land. Von der Weidefläche aus betrachtet sieht die Kaffeefarm aus wie Wald. Das ist schön.

Die Pflanzen von Manuel sehen alle sehr gesund aus und haben dieses Jahr einen hohen Ertrag gebracht. Manuel hat hier auch einen Vorteil: er hat eine Quelle auf seinem Grundstück und kann damit künstlich bewässern. Dieses Jahr herrscht hier in den letzten zwei Monaten eine starke Trockenheit. Damit der Kaffee jetzt zur Blüte kommt, müsste es in den nächsten sechs Wochen anfangen zu regnen. Falls dies nicht so sein sollte, ist Manuel damit auf der sicheren Seite.

Alle Kaffeefarmen die wir hier im Dorf sehen konnten werden eindeutig ökologisch bewirtschaftet. Auch konnten wir nirgends den Einsatz von Glyphosat anhand der durch dieses Gift verursachten ökologischen Zerstörungen beobachten.

Wie so häufig wurden wir auch auf dieser Finca gut bewirtet. Wir bekamen verschiedene Früchte die zwischen den Kaffeepflanzen wachsen. Zum Beispiel diverse Zitrusfrüchte und Papaya. Außerdem frisch gepressten Zuckerrohrsaft und Honig von Wildbienen. Verschiedene Wildbienen (meist ohne Stachel) werden gerne als Hilfe zur Bestäubung der Kaffeepflanzen eingesetzt. Angelockt werden sie durch Zitrusbäume. Bereitgestellte Holzkisten mit Einfluglöchern oder auch nur Dosen nutzen sie gerne als Platz für ihre Bienenstöcke. Und sie produzieren tatsächlich auch noch sehr guten Honig.

Nachmittags besuchten wir noch den berühmten versteinerten Wald von Puyango. Bis zu 60 m lange versteinerte Baumstämme liegen hier als Fossilien herum.

Abends saßen wir noch eine Kleinigkeit in einer sehr schönen Bar mit herausragender Aussicht auf die Anden. Ich entschied mich für Tigrillo.

Danach fuhren wir  wieder ins benachbarte Dorf Mercadillo. Dort gibt es direkt am Dorfplatz neben der Kirche gelegen ein modernes und sehr komfortables Hotel. Sehr müde ging es früh ins Bett.