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Aroma Zapatista und La Gota Negra in Kolumbien, 7. Tag

Den Tag begannen wir wie immer mit einem leckeren Frühstück in der Finca der CENCOIC „Por Fin“. Es gab Rührei, dazu Arepas mit dem selbstproduzierten Käse aus dem Schulprojekt in Tacueyó und frische Papaya und Bananen mit dem ebenfalls in Tacueyó selbst hergestellten Kaffee-Jogurt. Außerdem probierten wir heute zum ersten mal den sehr leckeren Kaffee von der Finca von Hermes Pete.

So gestärkt machten wir uns heute ausnahmsweise erst um 8 Uhr auf den einstündigen Weg zur kleinbäuerlichen Anbaukooperative ASOCAL (Asociacion Campesina de Caldono) im Dorf Campo Alegre im Landkreis Caldono. Die Fahrt dahin nutzten wir, um mehr von Hernán Castellanos, dem Koordinator der Kaffeeabteilung der CENCOIC, über die aktuell sehr komplexe politische Situation und deren Bedeutung für die Zukunft der CENCOIC auszutauschen.

Im Sitz der Kooperative wurden wir sehr herzlich von den Mitgliedern der Kooperative in Empfang genommen. Außerdem trafen wir unsere Freunde vom Kollektiv „La Libertaria“ aus Lecco/Italien wieder, die das Glück hatten, hier übernachten zu dürfen. Die Kooperative ASOCAL wurde 1995 von den Bäuer*innen gemeinsam mit politisch organisierten Lehrer*innen gegründet, die in ihrer Freizeit kleinbäuerliche Organisierungen anstießen. Nach einer Vorstellungsrunde mit allen Beteiligten machten wir uns auf den Weg die Finca zu erkunden. Im Grunde ist die Finca ein sehr großer Selbstversorgungsgarten: hier wird Mais, Yuca, Rote Beete, Kartoffeln, Kürbis, Bohnen, Zuckerrohr, Kochbananen, Kräuter, unterschiedliches Gemüse, verschieden Obstsorten und natürlich Kaffee angepflanzt.

Zusätzlich besitzen sie eine Weiterverarbeitungsanlage zum Reinigen und Mahlen für Kochbananen, Quinoa, Gerste, einen solarbetriebenen Trockenofen zur Haltbarmachung von Ananas und anderen Früchten, sowie eine Anlage zum Verpacken von Panela.

Leider haben sie im Moment Probleme bei der Beschaffung von Quinoa und Kochbananen. Bei der Produktion von Panela-Vollrohrzucker in Pulverform ist die lokale Nachfrage nicht sehr hoch. Deshalb ist die Weiterverarbeitung im Moment nicht ausgelastet – in Zukunft soll aber die für uns exportierte Panela dort vereinheitlicht und verpackt werden.

Direkt nebenan ist die eigene Rösterei. Victor Hugo, der Röster der Kooperative, versorgte uns mit allen Informationen. Die Eigenmarke von ASOCAL, Cafe Campo Alegre, wird unter anderem in Popayán vertrieben. Victor Hugo zeigte uns eine größere Menge Kaffeebohnen, die er gerade frisch geröstet hatte für einen Kunden aus Cali, der diesen mit Coca-Tee mischt und weiter vermarktet.

Nach dem Rundgang ging es weiter mit unserem heutigen Hauptthema: 2023 haben wir mit La Libertaria über die CENCOIC Panela-Vollrohrzucker importiert. Mehr über die Panela „Los Tres“, auf Deutsch „Die Drei“, weil bei diesem Projekt die drei ländlichen Sektoren der indigenen, afrokolumbianischen und kleinbäuerlichen Bevölkerung zusammenarbeiten, findet ihr hier.

Der Import war von vielen Schwierigkeiten begleitet. Besonders die bürokratischen Erfordernisse des kolumbianischen und italienischen Zolls haben den Prozess verzögert und verteuert. Wieder einmal merken wir, wie herausfordernd die Produktion und der Export von Nahrungsmitteln für kleine Kooperativen ist. Trotz aller Schwierigkeiten waren wir uns mit allen Beteiligten einig, dass Projekt fortzuführen.

Wir wurden wie immer sehr lecker bekocht. Es gab „sopa y seco“ also ein Eintopf (Sancocho) mit Reis, Fleisch und anderen Beilagen. Der Sancocho, wie der Eintopf genannt wurde bestand aus Mais, Yuca, Kochbananen, Kürbis, Bohnen und reichlich Koriander. Im Anschluss durften wir den am Vortag von ASOCAL und La Libertaria doppelt destillierten vergorenen Zuckerrohrschnaps mit Limettensaft probieren. Eine süß-saures Erlebnis.

Nach dem Mittagessen drehten wir noch eine Runde über die Finca und Don Arcadio gab uns einen Einblick in die angepflanzten Gemüse-Kulturen und die unterschiedlichen Kaffeevarietäten (vor allem Bourbon). Nachdem wir noch ein paar Mangos und Maiskolben fürs Abendbrot mitgenommen hatten, machten wir uns gut gelaunt auf den Heimweg. Auf dem Rückweg kauften wir für alle Eis mit Erdnussgeschmack.

Morgen haben wir einen freien Tag und machen vielleicht einen kleinen Spaziergang in der Nähe der Finca. Vamos a ver… („Mal sehen“)