Nach einer kurzen Fahrt zu siebt im Auto wurden wir in der Zentrale der Kaffee Abteilung der CENCOIC mit einem leckeren Kaffee wie immer sehr herzlich in Empfang genommen. Vor 2 Jahren ist die Abteilung mit Büro und Lager aus Kosten- und logistischen Gründen von Popayan in das für viele Produzent*innen-Gruppen zentraler gelegene Piendamo umgezogen.
Hernan, der Leiter der Kaffeeabteilung, präsentierte uns den Jahresbericht der Abteilung von 2024. Die gute Nachricht zuerst: die Kooperative konnte in 2024 mit 776 Tonnen deutlich mehr Pergamin-Kaffee aufkaufen als im letzten Jahr. Die schlechte: mangelnde Liquidität ist das größte Problem der Kooperative und hinderte sie daran, noch deutlich mehr Kaffee aufkaufen zu können.
Da wir die einzigen Kund*innen sind, die den Kaffee vorfinanzieren, müssen sie Kredite in Anspruch nehmen, um den Kaffee ihrer Kooperativenmitglieder aufzukaufen. Banken verlangen allerdings schwer zu erbringende Sicherheiten und die Zinsen sind sehr hoch.
Thema waren natürlich auch die im Moment sehr hohen Rohkaffeepreise. Für die Produzierenden ein Segen, für ihre harte Arbeit angemessen entlohnt zu werden, verschärft sich dadurch aber natürlich das Liquiditätsproblem für die Kooperative: Um die gleiche Menge Kaffee aufzukaufen, brauchen sie mehr Geld. Und die Angst vor einem Einbruch der Preise lässt die Kooperative beim Aufkauf sehr vorsichtig agieren, weil sie dann den teuer aufgekauften Kaffee nur mit Verlust weiter verkaufen kann. Die Kooperativenmitglieder sind deshalb gezwungen ihren Kaffee zu einem schlechteren Preis an Zwischenhändler abzugeben, die mit schnellem Geld locken.
Die Kreativität, Professionalität und Motivation der Kaffee Abteilung hat uns bei unserem Gespräch einmal mehr begeistert. Sie lassen sich von Problemen nicht aufhalten und versuchen immer Lösungen und Verbesserungen in schwierigen Situationen zu finden. Zum Beispiel machen sie Fortbildungen direkt vor Ort in den Gemeinden, Schulen das Personal an den Aufkaufstellen für den Pergamin-Kaffee (Acopios) und fördern Jugendliche bei ihren ersten Schritten im Kaffeeanbau.
Außerdem sind sie ständig mit staatlichen Stellen im Gespräch, um günstigere Kredite für mehr Liquidität zu bekommen oder Bauvorhaben mit externen Mitteln umzusetzen. Zusätzlich ist die CENCOIC international sehr gut vernetzt. Dadurch schaffen sie es, NGOs zu überzeugen, zum Beispiel Stellen für zusätzliche Agrartechniker*innen zu finanzieren. Ziel der Kooperative sind nicht Gewinne, sondern ein gutes Leben für die Bewohner*innen in den Gemeinden zu erreichen.
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Nach einem leckeren Mittagessen und einem kurzen Besuch bei einer benachbarten Firma, die Rohkaffeesäcke bedruckt, haben wir eine Führung durch das Rohkaffeelager bekommen. Mit dazu gestoßen sind unsere Freund*innen der kollektiven Rösterei „La Libertaria“ aus Lecco (Italien), die durch Zufall gerade auch im Cauca unterwegs sind.
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Gemeinsam mit ihnen und unter fachkundiger Anleitung von Lucia Becoche und Henry Bermudez von der Qualitätsabteilung der CENCOIC durften wir drei leckere Kaffees verköstigen. Beide sind Kinder von Produzent*innen der CENCOIC – die Kooperative bemüht sich, Gemeindemitgliedern berufliche Chancen zu eröffnen und so immer mehr Fachwissen zu den Produzent*innen zu bringen. Henry und Lucia erklärten uns außerdem, die weitere Aufarbeitung des Kaffees, die physische Qualitätsprüfung und Sortierung des Kaffees.
Wir haben heute wieder extrem viel gelernt und sind gespannt auf die nächsten Tage!
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