Die Mückenschwärme, denen wir die ganze Nacht hier inmitten der Zuckerrohr-Felder ausgesetzt waren, ließen an Schlaf nicht denken. Ein weiterer Grund früh aufzustehen und schon um 3:30 Uhr mit der Arbeit zu beginnen. Ab 6 Uhr sahen wir nun auch Flugzeuge aus Peru und Kolumbien, die gegen den Waldbrand eingesetzt wurden.
Um 8 Uhr trafen wir uns bei FAPECAFES mit dem neuen Präsidenten der Kooperative Victor, außerdem waren bei unserem Treffen der Verwalter der Genossenschaft, Luis Eduardo, der Verkoster José und die Beauftragte für die Einhaltung der neuen EUDR-Richtlinien Jesenia dabei.
Der neue Präsident Victor hatte sich gleich nach Amtsantritt in Frühjahr in die Arbeit gestürzt und seinen Schwerpunkt auf die Beziehungen zu und die Koordination der Aktivitäten mit verschiedenen NGOs gesetzt.
Für uns insbesondere von Bedeutung ist dabei die Umsetzung der notwendigen Schritte für die Einhaltung der EUDR-Richtlinien. Dabei hilft im Auftrag der Vereinten Nationen hier die NGO „Pago por Resultados“. In fast allen Basisgenossenschaften von FAPECAFES gibt es jetzt ein gemeinsames System was dabei hilft, jedes einzelne Lot von der Ernte bis zum Export nachzuvollziehen. Das ist sehr ermutigend für uns, sieht es doch so aus, als ob wir auch in Zukunft den Kaffee von hier importieren können.
Die italienische NGO Rikolta hilft dabei, den Kontakt zum Landwirtschaftsministerium zu intensivieren und den Landwirtschaftsminister unter Druck zu setzen, hier seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Insbesondere im Anbetracht der Katastrophe in Quilanga ist dies nun eine Probe aufs Exempel. Der Landwirtschaftsminister hat hier in der Bevölkerung einen Ruf als Lakai der Bananenindustrie.
Eine weitere italienische NGO unterstützt FAPECAFES beim Aufbau von verschiedenen kleinen Fabriken zur Produktion von Biodünger.
Die NGO Heifer unterstützt den Verband bei der Aufzucht von Jungpflanzen und mit Saatgut.
Die spanische NGO ACODEA baut eine Schule zur Fortbildung von fünf ausgewählten Jugendlichen jeder einzelnen Basisgenossenschaft im Agrarmanagement auf.
Der Präsident koordiniert die Aktivitäten aller dieser NGOs hier vor Ort, und es gibt ein monatliches Treffen mit den Delegierten der jeweiligen Basisgenossenschaften.
Für morgen wurden wir zu einem Krisentreffen eingeladen an dem all diese NGOs und das Landwirtschaftsministerium teilnehmen werden. Ziel ist es, schnelle Hilfe für die Betroffenen des Waldbrands zu organisieren und zu koordinieren.
Bei einem Rundgang durch die Anlagen des Genossenschaftsverbandes konnten wir uns über den sehr guten Zustand und die Fortschritte informieren. Alle unsere Kaffees sind bereits eingebracht und können demnächst als Muster zu Quijote geschickt werden damit wir sie verkosten können. Alle Lots sind wunderbar nachvollziehbar mit Codes versehen.
Mittags verabschiedeten wir uns und fuhren nach Süden über einen Andenpass nach Palanda. Dort wurden wir bereits von Paul, dem neuen Manager der Kooperative APECAP und dem Präsidenten Harvey (ja, wirklich) erwartet. Außerdem trafen wir viele alte Bekannte wie Edwin und Bartolo wieder und tauschten uns mit ihnen über die aktuelle Situation und die Ereignisse des letzten Jahres aus.
Der Tag endete mit einem Abendessen in einem lauschigen Fischrestaurant außerhalb des Dorfes am Ufer des Flusses. Hier aß ich tatsächlich das erste Mal in meinem Leben einen leckeren Tilapia. Sehr müde ging es um 21.30 Uhr ins Bett.